Im Teamwork über Jobhürden

Die Karriere klemmt, die Arbeit nervt – da sollten Sie sich helfen lassen. Aber es muss nicht unbedingt eine Beratung unter vier Augen sein. Das neuartige Coaching im Team bietet unbezahlbare Synergieeffekte. Exklusiv für job@business-Leserinnen: unsere bundesweite Aktion „Gruppencoaching” mit 18 Top-Trainerinnen

Endlich passiert etwas.” Claudia Mick ist wieder obenauf. Noch vor einem Jahr steckte die Kulturmanagerin in einem tiefen Motivationsloch. Trott, Routine – nach vier Jahren Kulturarbeit im Landratsamt Ravensburg war die Luft raus. Karriereschiene oder Familienplanung? Die 30-Jährige hatte keine Ahnung, wo es hingehen sollte. Eine Rundmail ihrer Frauenbeauftragten kam im richtigen Moment: Es war ein Angebot, sich coachen zu lassen – in der Gruppe, sechs Termine für rund 400 Euro.

„Genau passend”, sagt Claudia Mick. „Ich wollte wissen, wo ich stehe, auch im Vergleich zu anderen.” Allein der Entschluss, aktiv zu werden, war wie ein Befreiungsschlag: „Man muss einfach anfangen, dann verändert sich auch was.” Ein halbes Jahr lang ließ sie sich von der Friedrichshafener Trainerin Ursula Kraemer in einer Gruppe mit insgesamt sechs Frauen coachen. Erfolgreich: Claudia Mick ist wieder mit Spaß bei der Sache. Organisiert Konzerte, Ausstellungen, Theater. Mit Unterstützung aus dem Coachingteam hat sie sich sogar für eine Führungsposition beworben. Ihr ist jetzt klar: „Ich will beruflich noch etwas bewegen.”

Hier gibt´s auch Sofortlösungen für akute Probleme

Im wild wuchernden Dschungel der Beratungsangebote ist es nicht einfach, das Passende zu finden. Ob in der Gruppe oder unter vier Augen: Jeder Coach hat seine eigene Art. Vom kreativen Warm-up mit Plastilin bis zur Fragerunde sind viele Spielarten drin. Kraemers Klientinnen schreiben vor jedem Treffen auf, worüber sie gern reden möchten. Es muss nicht das große Karrierefernziel sein. Oft sind es Ad-hoc-Probleme, ein Gespräch mit dem Chef etwa, für das dringend eine Strategie her muss. Teilnehmerin Maria Wirth brennt das Thema Zeitmanagement auf den Nägeln. 16-Stunden-Tage sind bei ihr durchaus die Regel. Marketing, Verwaltung und Service im familienbetriebenen Hotel und Campingplatz am Bodensee fordern die Selbstständige mit Haut und Haar. Spätestens, als sie einen Hörsturz erlitt, war klar: Sie muss ihr Arbeitspensum reduzieren. In Ursula Kraemers Coachinggruppe macht sie sich auf die Suche nach den schlimmsten „Zeiträubern”. „Auf einem Blatt habe ich alle Aufgabenbereiche eingetragen und vermerkt, wer bei uns welche Pflichten übernimmt”, erzählt sie. Ein Aha-Erlebnis: „Mir ist bewusst geworden, was ich falsch mache: Ich meinte immer, ich muss alle Aufgaben an mich ziehen.”

Bitte nicht verwechseln mit Töpferkurs oder Kaffeeklatsch

Gruppenchoaching landet gern in einem Topf mit Selbsterfahrungskursen oder Workshops. Viele fürchten außerdem, dass die Vertraulichkeit fehlt. Ein guter Coach hilft dem Klienten, persönliche Schwächen und Stärken zu hinterfragen, Perspektiven zu entwickeln. Eine so intensive Form der Zweierbeziehung lasse sich nicht ersetzen, mäkeln Kritiker. „Wir sind kein Kaffeeklatsch”, stellt Beraterin Ursula Kraemer dagegen klar. „Es geht vielmehr um waches Interesse am beruflichen Wohlergehen der anderen.” Damit entgegnet sie auch dem Vorwurf der mangelnden Vertraulichkeit: „Frauen sprechen offen über Persönliches, legen ihre Probleme schnell auf den Tisch.” Und helfen sich gegenseitig bei der Lösung. Unter Männern herrsche ausgeprägteres Konkurrenzdenken.

Mit dem speziellen Know-how ihrer Klientinnen arbeitet auch Personalentwicklerin Waltraud Buchwieser in ihren Coachinggruppen. Eine Existenzgründerin, die an ihren Werbetexten verzweifelt, spannt sie etwa zu „Hausaufgaben” mit der Marketingspezialistin aus der Runde zusammen. Bei der Arbeit an einem Flyer profitieren sie gegenseitig vom Können und der Erfahrung der anderen. „Das ist produktiv und stärkt den Netzwerkcharakter”, sagt die Trainerin aus Wolfratshausen bei München, die im Bundesverband der Frau im freien Beruf und Management (B.F.B.M.) verschiedene Gruppenchoachings für Frauen in Führungspositionen durchgeführt hat. „Frauen begreifen eine Krise meist nicht nur als Unglück, sondern auch als Chance, einen neuen Weg zu suchen.”

Tut gut, hilft weiter; das „Anderen geht es ebenso”- Gefühl

Hotelmanagerin Maria Wirth ist dabei, ihren Alltag anders zu gestalten. Leicht wird es nicht. „Wie ich mein Leben künftig organisiere, muss ich selbst herausfinden”, sagt sie, „Aber die Gruppe gibt mir das nötige Feedback.” Schon nach wenigen Treffen spürte sie Veränderungen. Wenn es ihr zu viel wird, nimmt sie sich jetzt eine Auszeit, geht erst mal eine halbe Stunde spazieren. „Ich fühle mich so viel besser, seit ich weiß, dass es anderen ganz ähnlich geht wie mir.” Genauso wie Claudia Mick hat sie sich bewusst für ein Gruppencoaching entschieden. Nicht nur aus finanziellen Gründen. Beide suchten den intensiven Austausch mit Frauen, die sich im Job behaupten müssen. „In vielen Problemen der anderen habe ich etwas von mir wiedergefunden”, sagt die Kulturmanagerin aus Ravensburg. Lauter kleine gemeinsame Stolpersteine auf dem Weg zur Karriere. Vor allem in puncto Selbstdarstellung. „Männer bringen sich oft viel selbstbewusster rüber”, fand Mick immer wieder bestätigt. Ihre Frauenrunde hat beschlossen, sich weiterhin gegenseitig zu stärken. Auch nach dem offiziellen Ende des Coaching.

Doch es gibt nicht nur für Frauen Gruppencoachings, sondern auch in gemischter Runde. Auch das hat Vorteile: Frauen verstehen so besser, warum Männer im Job welche Strategien anwenden, wie sie Probleme lösen. So hat etwa die Personal- und Organisationsentwicklerin Sabine Schütt im Auftrag der Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsakademie in Münster Gruppencoachings für gemischte Teams durchgeführt – mit Teilnehmern aus unterschiedlichen Firmen der Finanzbranche. Von den Frauen kamen deutlich „engagiertere Rückmeldungen”, berichtet Trainerin Schütt, mehr Begeisterung über das, was ihnen das Coaching gebracht hat.

Gunda Achterhold freundin job@business