So wird dein Nein gehört

Nein sagen fällt besonders Frauen schwer. Wenn eine Freundin, eine Kollegin, ein Familienmitglied sie um einen Gefallen bittet und sagen sie ganz schnell „Ja“. Du fühlst dich erkannt?  Dann ist es für dich, wie für die meisten Frauen, besonders wichtig, geliebt zu werden. Du möchtest sympathisch erscheinen und hilfsbereit und glaubst, das erreichst du, wenn du alle Bitten erfüllst. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wenn du immer alles übernimmst, immer ja sagst, immer zu Diensten bist, wird man dich nicht schätzen, man wird dir keinen Respekt entgegenbringen.

Die Nachteile eines schnellen Ja

Ein schnelles Ja hat Nachteile. Es bedeutet in erster Linie, dass du deine eigenen Bedürfnisse zurück stellst. Deine eigene Zeit ist dir nichts wert, denn du weißt gar nicht, was man genau von dir erwartet, wie viel Zeit du dafür aufbringen musst. Das merkst du erst im Tun und dann kannst du nicht mehr zurückrudern. Möglicherweise investierst du sogar Zeit in Situationen oder du gibst dich mit Menschen ab, die dir nicht gut tun.

Die Entscheidung liegt bei dir

Wenn du mit dem Nein-Sagen anders umgehen möchtest, dann ist es vor allen Dingen notwendig: Ändere deine innere Einstellung. Sei dir bewusst, dass dich jemand alles fragen darf, dich alles bitten darf und dass du im Gegenzug aber auch das Recht hast, zu allem Ja oder Nein zu sagen. Es liegt bei dir. Wir dürfen einem anderen nicht gram sein, weil er etwas gefragt hat. Er darf es. Aber du hast auch das Recht, dich zu entscheiden. Möchtest du dieser Bitte entsprechen? Oder möchtest du sie ablehnen?

Richtig Nein sagen

Zu all erst: Erbitte Bedenkzeit. Gib nicht sofort eine Antwort. „Ich überleg‘s mir und sage dir dann Bescheid.“ So kannst du prüfen,  was du in der betreffenden Zeit selbst tun wolltest und ob du bereit bist, das zu verschieben oder ganz darauf zu verzichten.

Oft ist es natürlich ein Trick des Gesprächspartners, einen Zeitdruck aufzubauen. Er will ein ganz schnelles Ja. „Ich muss es heute noch wissen“. Doch Stopp! Überlege es dir in Ruhe und dann gib deine Antwort.

Frag nach: Was genau möchtest du von mir? Was soll ich tun? Wer wird mich unterstützen? Was brauche ich dazu? Erst dann kannst du eine gute Entscheidung treffen.

Vorsicht mit einer Begründung

Um unser Nein etwas abzumildern, sind wir schnell bereit zu begründen, warum wir der Bitte nicht entsprechen wollen. Doch Vorsicht: Wenn du eine Begründung gibst, ist das sehr oft die Chance für deinen Gesprächspartner, eine neue Tür für sein Anliegen aufzumachen. Er hat dich um etwas gebeten und du sagst „Nein, nein. Dienstag, da hab ich überhaupt keine Zeit. Da habe ich so viel zu tun.“ Und was bekommst du zur Antwort? „Macht nichts. Macht nichts. Mittwoch reicht auch noch“.

Das Nein muss hörbar sein

Wenn du etwas ablehnen möchtest, müssen die Wörtchen nein oder nicht in deinem Satz vorkommen. Leider sind wir Frauen schnell dabei, es so zu verpacken, dass es gar nicht mehr hörbar wird. Sie sagen dann: „Also eigentlich glaube ich, das geht nicht.“…. Sag stattdessen: „Nein, dafür habe ich keine Zeit“. Das Nein muss hörbar sein.

Du möchtest es ein bisschen netter sagen, damit deine Ablehnung nicht so forsch klingt? Dann verknüpfe es mit einem anderen Satz: „Das ist ein ganz tolles Angebot. Doch leider habe dafür ich keine Zeit.“ Oder: „Es freut mich sehr, dass du bei diesem Projekt an mich gedacht hast. Deshalb tut es mir besonders leid, nicht zusagen zu können. Doch du kannst auch sagen: „ So etwas mache ich grundsätzlich nicht“. Eine solche Absage kann dein Gegenüber am besten akzeptieren. 

Die Schallplatte mit Sprung

Manchmal ist dein Gesprächspartner hartnäckig, er will nicht hören, was du sagst. Bleibt stur und wiederholt seine die Frage. Er hofft, dass du irgendwann nachgibst. Steter Tropfen höhlt den Stein, denkt er vermutlich. Für diese Situation möchte ich dir eine Übung vorschlagen, sie heißt Schallplatte mit Sprung. Vermutlich kennst du das nicht mehr. Wenn Schallplatten einen Sprung haben, laufen sie immer in der gleichen Rille. Und genau das empfehle ich dir auch, wenn jemand hartnäckig am Ball bleibt und dich weich klopfen möchte, dann wiederhole deine Antwort immer wieder. „Nein, ich möchte das nicht tun“. „Wie schon gesagt, ich übernehme diese Aufgabe nicht“.

Wenn das auch nicht hilft, dann bleibt dir nur noch, nach deinem letzten Nein den Raum zu verlassen und dich nicht mehr als Gesprächspartnerin zur Verfügung zu stellen.

Ein klares Nein macht dich stark

Was ist die Folge von einem wohlüberlegten Ja? Du fühlst dich gut hinterher, weil du so etwas ja gesagt hast, was du möchtest und etwas abgelehnt hast, was du nicht möchtest. Du hast dich selbst und deine Bedürfnisse ernst genommen. Der Fragende wird weiß es zu schätzen, weil er weiß, wenn du ja sagst, meinst du Ja. Sei dir das wert!

So gibst du richtig Feedback

So gibst du richtig Feedback

Lob und Kritik – So gibst du richtig Feedback

Feedback meint, einem anderen zu sagen, was uns an ihm, an seinem Verhalten gefällt oder nicht gefällt. Und es ist gut, wenn du einige Regeln einhältst, denn dann ist gewährleistet, dass die Kritik, den anderen nicht verletzt und natürlich auch, dass uns alles, was wir sagen, auf einen fruchtbaren Boden fällt, also konstruktiv zu einer Verbesserung. Mit Lob gibst du dem anderen Wertschätzung, es wird ihn motivieren.

 

Regeln für ein gutes Feedback

Lob kannst du immer im Beisein von anderen Menschen aussprechen. Kritik hingegen sollte immer unter vier Augen geschehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kritisierte zuhört, wenn ihr alleine seid, ist sehr viel größer. Und außerdem glaube nicht, dass es nicht auf dich zurückfällt, wenn du einen Menschen im Beisein anderer abkanzelt. Du magst dich vielleicht im Moment groß fühlen, aber letztendlich macht  es einen schlechten Eindruck, wenn du zu diesem Mittel greifst. Also Lob gerne vor anderen, Kritik unter vier Augen.

Sprich Kritik immer zeitnah aus, also möglichst bald, nachdem etwas passiert ist. Wenn du eine Woche oder noch länger wartest, ist es sehr wahrscheinlich, dass sowohl der Kritisierte als auch du sich nicht mehr genau an den Vorgang erinnern. Es wird dann mehr diskutiert, ob der Sachverhalt so war oder nicht und nicht, ob es so in Ordnung war oder nicht.

Das Nächste: Beschreibe, was du gesehen oder gehört hast, bewerte nicht. Sag nicht: „Sie sind unpünktlich“ … „Du bist unfähig.“ … „Auf dich kann man sich nicht verlassen.“ Das sind pauschale Äußerungen, die gar nichts dazu beitragen, dass es in Zukunft besser wird. Doch das Ziel von Kritik soll ja sein, dass wir eine Veränderung erreichen, auf die wir uns beide einigen können.

Sag also nur, was du siehst und was du gehört hast. „Also mir ist aufgefallen, dass die Briefe, die gestern hätten zur Post gehen sollen, noch auf Ihrem Schreibtisch liegen.“ Oder „Mir ist aufgefallen, dass Sie sich gestern im Brainstorming, als es um einen neuen Vorschlag ging, ganz zurückgehalten haben.“ Oder: „Ich habe dich gestern gebeten, den Müll rauszubringen. Er steht immer noch da.“

In einem nächsten Schritt können wir den anderen auffordern, mit zu überlegen, wie der Fehler in Zukunft vermieden werden könnte.  “Wie könntest du dich besser daran erinnern?”  “Wie könntest du verhindern, dass das nicht mehr passiert?” Beide können Vorschläge machen und dann eine Vereinbarung treffen, wie es in Zukunft aussehen soll.

 

Vorsicht bei fremden Kritikpunkten

Bitte sprich nur das an, was du selbst gesehen und gehört hast und lass dich nicht vor den Karren von anderen spannen. Mach dich nicht zum Sprachrohr für deren Kritik. Oft passiert es, gerade in einem Team, dass bestimmte Personen immer wieder davon hören, was alles nicht läuft. Sie übernehmen dann die Verantwortung und gehen zum Vorgesetzten, um darüber zu berichten. In guter Absicht: Einer muss es doch sagen. Und das ist höchst gefährlich. Denn in dem Augenblick, in dem man es ausspricht, ziehen sich die anderen, die ursprünglich die Kritik geäußert haben, zurück. „So schlimm ist es eigentlich gar nicht.“ Du aber, die du das zum Thema gemacht hast, bleibst im Regen stehen. Du bist der Buhmann, die Buhfrau. Also erwähne nur das, was du selbst gesehen und gehört hast.

Sowohl im Arbeitsleben wie im Privatleben ist wichtig und für gute Beziehungen unabdingbar, dass wir nicht nur Kritik aussprechen. Wie schnell sind wir dabei, etwas zu sagen, was uns nicht gefällt. Und wie sehr halten wir uns zurück auszusprechen, womit wir zufrieden sind oder was uns gefällt. Also prüfe selbst. Wie oft betonst du etwas, was positiv ist, was gut läuft? Das Tolle ist ja eigentlich, dass es den Menschen sehr viel mehr anspornt, weiterzumachen, wenn man ihm sagt, was er gut gemacht hat und nicht, was er noch besser machen sollte.

Also zu mindestens sollten sich Lob und Kritik die Waage halten.

 

Eine kleine Übung zum Schluss

Zum Schluss möchte ich dir noch eine kleine Übung geben, die hilft, die Beziehungen im Arbeitsleben, im Team wie auch in der Familie zu verbessern. Es ist kleine Übung, die man immer wieder einmal machen kann. Auch wenn nichts Spezielles vorgefallen ist, sondern nur, weil man sich wieder mal verständigen möchte.

Diese Übung in drei Runden, in denen wir uns gegenseitig Feedback geben: Erste Runde: „Das solltest du auf jeden Fall beibehalten. Das heißt, es gefällt mir. Es ist schön.“ Zweite Runde: „Das solltest du auf jeden Fall mehr tun. Das ist steigerungsfähig und dann ist es noch besser.“ Und dritte Runde: „Das solltest du weniger machen. Also das ist etwas, was mich stört.“

Drei kleine Runden, die zur Klarheit beitragen, zum gegenseitigen Feedback im Positiven wie auch im Negativen, wie du so willst und die helfen, Beziehungen zu verbessern und Klima zu stärken. Und das ist ja letztendlich das Ziel von Kritik und von Feedback schlechthin, dass wir erreichen, dass es besser wird und dass wir das Gute erhalten.

Foto: Peter Altmann Pixabay